Olympia Archive - Marcus Kerti
Ich bin ein Trainer und Coach der mit Begeisterung, persönlicher Leistung, wertschätzender Kommunikation, hohem Verständnis und jede Menge Spaß, sich selbst und andere täglich fördert und fordert und so mit großem Elan, innerer Freude und der nötigen Ruhe durchs Leben geht!
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#8 „Sturmflut statt Eiszeit“

Silbermedaille Ein Extrablog zum Silbermedaillengewinn unserer Eishockeynationalmannschaft in Pyeongchang/Südkorea 2018. Viele sprechen vom Beginn einer neuen Eiszeit. Doch ich bin der Meinung, dass das was gerade über uns hereinbricht eine „Sturmflut“ ist und zwar im positiven Sinne.

Aber jetzt erst einmal der Reihe nach.

Nach einer erfolgreichen Olympiaqualifikation für Pyoengchang 2018, nach der Abstinenz 2014 in Sotchi, waren unsere Deutschen Eishockeyspieler wieder bei einer Olympiade vertreten. Der Start in das Turnier, war alles andere als verheißungsvoll nach der Auftaktniederlage gegen Finnland. Doch was dann passierte war doch für alle Eishockey Fanatiker und alle die es in den nächsten Wochen noch werden sollten eine spektakuläre Geschichte und Leistung unseres Teams.

Bereits bei der 0:1 Niederlage gegen Schweden trauten die Skandinavier kaum ihren Augen. Ebenso mag es den vermeintlichen Experten an den Bildschirmen zu Hause und in Südkorea gegangen sein. Wir waren mit dem Weltmeister auf Augenhöhe, wenn nicht sogar darüber! Hoffnung keimte auf, die manche Kritiker als Strohfeuer bezeichneten, das sich, wie sich noch herausstellen sollte, zu einer waren langanhaltenden Explosion wandelte! Nerven aus Stahl war dann das Motto für das abschließende Vorrundenspiel gegen Norwegen mit einem knappen Sieg im Penaltyschießen. Und den Meisten dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Gott sei Dank wenigstens das 1/8 Finale ist erreicht- keine direkte Blamage für das deutsche Eishockey in Südkorea! Doch wie wir beobachten konnten, wuchs das Team mit seinen Aufgaben und die Ruhe und Struktur unseres Bundestrainers war klar erkennbar. Es waren Spielwitz und ein klares System zu erkennen, mannschaftliche Geschlossenheit und Teamgeist und auch Werte wie Glaube, Wille, Einsatz oder Mut konnten wir immer wieder aus verschiedenen Mündern der Jungs entnehmen. Somit ging es auf zum Derby gegen die Schweiz. Die Eidgenossen waren sicherlich aufgrund der Erfolge der jüngeren Vergangenheit als leichte Favoriten ins Spiel gegangen. Doch auch hier zeigte die Mannschaft Charakter. Sie gewann in der Verlängerung mit 2:1. Jetzt hieß es 1/4 Finale!

Gegner waren wieder die blau gelben „Elche“ aus der Vorrunde gegen die wir ja in der Gruppenphase noch den „Elchtest“ verloren hatten! Gegen Schweden war somit noch eine Rechnung offen, die wir mehr als beglichen haben! Ein grandioses Eishockeyspiel wurde mit 4:3 nach Verlängerung gewonnen. Spätestens hier wurde Einigen klar, was möglich ist- auf ins Halbfinale gegen den Rekordweltmeister, das Mutterland des Eishockeys-  Kanada! Wer jetzt noch der Meinung war, er kann das Team D unterschätzen oder sich über uns lustig machen, wurde eines Besseren belehrt! Denn auch Kanada, sollte es nicht schaffen, uns auf unserem Weg Geschichte zu schreiben zu hindern. Das Team gewinnt nach einem Spiel, wo mir die Superlative fehlen mit 4:3! Bombastisch, Mega, Hyper, Gigantisches Eishockey mit Kombinationsspiel vom Allerfeinsten, wo so manchem kanadischen Zuschauer und auch Spieler das Lachen vergangen sein dürfte. Wie heißt es doch so schön in einem österreichischen Lied: „zwigt`s mi, i glab i dram“.

Nein und es war kein Traum-diese Wahnsinns-Truppe um Marco Sturm hat Historisches erreicht, Geschichte geschrieben und geht in die Annalen ein. Olympisches Finale! Erstmals seit 1976 in Innsbruck eine Medaille einer deutschen Eishockey Nationalmannschaft! Und so konnten sie kommen- die Olympischen Athleten aus Russland, um sich mit uns im Endspiel zu messen. Und es war jede Minute wert, das frühe Aufstehen um 5.10 Uhr MEZ, um unseren Jungs die Ehre zukommen zu lassen, die sie sich verdient und die letzten Wochen erarbeitet haben. Das war Werbung für den Deutschen Eishockeysport vom Feinsten, mit hohem Tempo, Leidenschaft, Kampfgeist die typisch Deutschen Tugenden, aber auch solchen die uns bis jetzt vielleicht noch nicht so bekannt waren, wie Kombinationsspiel, Ruhe, Spielwitz, Überzahlspiel…

Tja, was soll ich sagen, die Jungs hatten eine Hand schon golden eingefärbt. Doch 55,5 Sekunden fehlten bis zum Sieg. So ging es mit einem 3:3 in die Verlängerung. Und am 25.02.2018 um 7.55 Uhr MEZ stand der größte Erfolg einer Deutschen Eishockey Nationalmannschaft fest- Gewinn der Silbermedaille!!! Ich finde nicht, dass sie die Goldmedaille verloren haben, sie haben großartiges für unser Land geleistet und sich selbst und jeden Eishockeyfan stolz gemacht! Jetzt liegt es an uns allen, was wir aus dieser Steilvorlage machen….

Und darum drehen sich jetzt auch die nächsten Zeilen, die Alle, die mit der schnellsten Mannschaftssportart der Welt verbunden sind, zum Nachdenken animieren sollen! Doch jetzt lassen wir die Zusammenfassung der Ereignisse mal hinter uns und betrachten das Ganze nochmal aus einer anderen Perspektive.

Wenn wir es mit dem Wetterbericht halten, dann hätte dieser am 09.02.2018 eine starke Sturmflut namens Marco über Südkorea für die nächsten Wochen voraussagen müssen, mit dem Silbernen Medaillenregen am Horizont des 25.02.2018 als Höhepunkt dieses Wetterspektakels. Doch sie wissen ja wie das mit dem Wetterbericht so ist… und ehrlich gesagt, wenn wir gewusst hätten was auf uns zukommt, wäre dann eine solche Eishockeyeuphorie im Land des Fußballweltmeisters entstanden? Diese Frage darf sich Jeder selbst beantworten. Eine wahnsinnig geile olympische Zeit, ist mit dem Gewinn der Silbermedaille zu Ende gegangen. Das, was das Team einschließlich aller Beteiligten mental und körperlich geleistet hat, entbehrt sämtlicher Superlative und macht eine ganze Nation stolz, im Besonderen die Eishockeyszene als Randsportart. Welche Werte können wir unserem Team denn zuschreiben, die sie auszeichnen  Mut, Glaube, Wille, Teamgeist, Zusammenhalt, Demut, Angst, Vertrauen, Selbstbewusstsein, Positivität, Aktivität, Spielwitz, Ausdauer, Fitness, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Ehrgeiz, Einsatz, Treue, Verbundenheit, Inspiration, Ruhe, Entspannung, Fokussierung, Qualität, Kritikfähigkeit, Wissen, Stärke, Kraft, Explosivität, Blocken, Interesse, Optimismus… um nur Einige zu nennen, wobei die Liste bestimmt nicht vollständig ist.

Sowohl in den Interviews als auch Bildern rund um das Team waren immer wieder 2 Punkte auffällig. Das Thema Glaube, was auch in großen Buchstaben in der Kabine hing, und der Teamgeist, der sogar so ausgeprägt war, dass alle Namen der Spieler, auch derjenigen die nicht dabei waren (verletzt, auf Abruf oder NHL) an der Wand standen. Chapeau! Aus meiner Sicht ein genialer Schachzug des Teams um Marco Sturm. Das schweißt zusammen, kräftigt die Persönlichkeit jedes Einzelnen und die mentale Stärke. Wir sind alle Zeitzeugen eines neuen „Wintermärchens“ geworden! Unsere Jungs haben Geschichte geschrieben, was für die nächsten Jahre und Generationen an jungen Kufencracks extrem wichtig ist! Wer der Kids kannte denn noch die Helden vergangener Tage wie Kühnhackl, Schloder und die Kollegen, geschweige denn wer hat sie noch spielen sehen? Jetzt haben sie neue Idole, zu denen sie aufschauen können. Die sie live gesehen haben bei Olympia und die Möglichkeit haben sie im Fernsehen oder im Stadion auch in Zukunft anzusehen- die Silberjungs aus Pyeongchang! Neue Kindheitsträume können entstehen, die in den nächsten Jahren zu einer realen Vision reifen sollen! Nur so ist es möglich die „Massen“ in Zukunft zum Eishockey zu bewegen und neuen Nachwuchs für die Vereine zu generieren. Denn um Qualität zu bekommen ist auch ausreichend Quantität von Nöten.

Ein weinendes Auge habe ich doch trotz der ganzen Euphorie. Das Alles hätte noch besser laufen können für das deutsche Eishockey! Nein, nicht die Goldmedaille. Die holen sich erst einmal unsere Fußballkollegen im Juli 2018 aus Russland zurück und wir dann bei der nächsten Gelegenheit… Nein ich meine, und vielleicht kann sich der Eine oder Andere noch daran erinnern, die Spiele 2018 sollten ursprünglich mal in München stattfinden! Stellen Sie sich nur einmal vor, wir hätten neue Spielstätten bekommen. Also mehr Möglichkeiten für den Nachwuchs, die wir nach einer Heimolympiade sowie großer Euphorie nach Silber zusätzlich hätten nutzen können. Ist ja auch Schnee von gestern und umso wichtiger, dass die nächsten Winterspiele fast vor der Haustüre sind – 2022 Peking!

Ich hoffe nur, dass die Verbände, Eishockeybund und Vereine es jetzt schaffen, zu handeln. Die Füße hochlegen und zu warten ist hier die falsche Einstellung. Nach dem Motto, ist doch alles super, wir haben die Silbermedaille- läuft! Es beginnt die entscheidende Zeit, die Aufbruchsstimmung für neue Wege, Ideen und Ansätze zu nutzen. Kinder, Eltern und die Öffentlichkeit für die schnellste Mannschaftssportart der Welt zu begeistern und mehr Nachwuchs zu schaffen auf dem Weg zu den nächsten Medaillen, egal ob Olympia oder Weltmeisterschaften!

Alle bedeutenden großen Vereine, Verbände, Unternehmen und Konzerne weltweit haben eines erkannt… Wenn der Erfolg am Größten ist bzw. die Gewinne durch die Decke gehen, ist es Zeit in die Zukunft zu investieren und neue andere Wege zu gehen, Strukturen zu ändern, neue Personen zu integrieren um auch in Zukunft an der Weltspitze zu stehen. Da bedarf es auch einmal unkonventioneller und anderer Entscheidungen und vor allem Mut! Es dreht sich im Sport schon lange nicht mehr nur um Taktik, Technik, Athletik und das Material. Es geht viel mehr um den Menschen, seine Persönlichkeit mit all seinen Emotionen und mentaler Stärke! Ich hoffe für das deutsche Eishockey, dass wir nicht im Glanz der Silbermedaille erstarren, sondern den Mut, Offenheit und Neugierde finden, aus Silber Gold zu machen. Auf dem Weg zu neuen Helden und Idolen, dass es nicht wieder 42 Jahre dauert.

Hierzu will ich Ihnen ein paar Fragen an die Hand geben, um für sich selbst, Ihren Verein oder Verband zu prüfen, wie weit Sie schon Ihr ideales Line Up gefunden haben…?

Wie akquirieren wir neue Kinder für unseren Verein nach dem Motto „Willst du auch zum Helden/in werden und beim Gewinn der nächsten Medaille bei den Olympischen Spielen im Eishockey dabei sein.“?

Wie entwickeln wir bei uns Persönlichkeiten, wo Emotionen und mentale Stärke im Vordergrund stehen?

Wie ist die Qualifikation in unserem Trainerstab und wo liegt der Unterschied zwischen Übungsleiter, Eishockeylehrer und Trainer?

Wie gehen wir mit den neuen gestiegenen Erwartungen der Eltern, Kinder, Trainer und der Öffentlichkeit um?

Wie grenzen wir uns gegenüber anderen Sportarten im Bereich Qualität, Begeisterung, Trainingsmethodik und neuen Wegen ab?

Wie sind unsere Strukturen im Management, Vorstand oder Vereinsführung? Und sind sie dem Glanz der Silbermedaille gewachsen?

Für Fragen zu den einzelnen Punkten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ich bin mir bewusst, dass die ganze Eishockeyfamilie und ich spreche von denen, denen das Deutsche Eishockey und der Nachwuchs am Herzen liegen jetzt die Möglichkeit haben, was zu verändern.

Deswegen meine Bitte- Pack ma´s an! Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt, der perfekte Zeitpunkt ist immer jetzt! Lieber unperfekt gestartet, als perfekt gewartet!

Mit sportlichem Gruß

Marcus Kerti

Diplom Mentaltrainer, Kindermentaltrainer, Sportkinesiologe